Duftwunder Amber – zwischen salzigen Meeresbrisen und holzigem Bernstein

Ob unter dem Namen Amber, Ambra oder Ambroxan – hinter jedem dieser Synonyme verbirgt sich ein und dasselbe geheimnisvolle Aroma, das sich über Jahrhunderte hinweg einen Namen unter allen Duftliebhabern gemacht hat. Eventuell sind auch Sie bereits über den Begriff gestolpert, als Sie die Inhaltsstoffe Ihres Lieblingsparfüms studiert haben. Aber was hat Amber seinen weltweiten Ruhm beschert? Und stand diese Substanz nicht in einer besonderen Korrelation mit Walfischen?

  

Die Welt ist verrückt nach Amber

… aber warum? Kurz und knapp: Es ist dieser spezielle Hauch von Mystik, der mit jedem Aufsprühen in die Nase steigt. Ambers überaus sinnlicher Duft wird gut und gerne als Basisnote verwendet, da er jedem Parfüm eine angenehm warme, holzige und orientalische Nuance verleiht. Einige Expertinnen und Experten beschreiben das Aroma als eine Kombination aus Gewürzen, Süßholz und Honig, andere assoziieren damit eine Verbindung zwischen Tabak und Vanille. Einigkeit herrscht jedoch über Ambers Note, die allseits als wärmend und pudrig wahrgenommen wird. Die meisten Menschen schätzen die Substanz daher für ihren außergewöhnlichen Duft, der als Parfüm sowohl Herren als auch Damen in seinen Bann zieht. Insbesondere an kalten Wintertagen soll das wohlig-warme Amber-Aroma seine Trägerinnen und Träger mit einer strahlenden Wärme beschenken.  

 

Neben den Parfümliebhaberinnern und -liebhabern hat aber auch die Duftindustrie ihren ganz eignen Vorteil im Sinn: Sie setzt Amber nur zu gern als „Fixateur“ ein, um Drittaromen länger haltbar zu machen. Im Kontakt mit der Haut sticht einerseits der Amber-Geruch lange hervor. In Kombination mit weiteren Ingredienzien fixiert die Substanz andererseits aber auch Drittaromen und verleiht jedem Parfüm ein enormes Durchhaltevermögen. Im Hamburger Store der „Ersan Parfümerie & Duftmanufaktur“ finden wir bei einer exklusiven Dufttyp- und Profil-Analyse heraus, wie viel Amber Ihr neues Signature-Parfüm beinhalten darf, um Ihnen ein faszinierendes olfaktorisches Erlebnis zu bieten. Sowohl romantische, blumige Akkorde als auch würzige und holzige Noten lassen sich ideal mit dem Amber-Duft verbinden.

 

Amber ist nicht gleich Amber

Mit seinem verführerischen Akkord-Mix entfaltet Amber einen unwiderstehlich orientalischen Zauber auf Ihrer Haut. Insbesondere in Europa und Asien wurde der Substanz aber auch schon vor vielen Jahrhunderten eine besondere Aufgabe außerhalb des Parfümflakons zuteil: Den Duftstoff nutzte man unter anderem als Räucher- und Heilmittel sowie als Gewürz und Aphrodisiakum. Dabei birgt die Ingredienz ein Geheimnis: Der Begriff „Amber“ hat zwei unterschiedliche Bedeutungen.

 

 

 

  1. Amber aus dem Reich der Tiere:

Diese Form des kostspieligen Duftstoffs, oftmals unter der Bezeichnung „grauer Amber“ beziehungsweise „Ambre Gris“ oder „Ambra“ gerufen, ist tierischen Ursprungs. Der Produzent ist kein Geringerer als der größte Zahnwal der Welt. Als Nebenprodukt erzeugen Pottwale den Stoff während ihres Verdauungsvorgangs. In der Gestalt steiniger Brocken gelangt Ambra durch Erbrechen oder Ausscheiden aus dem Darm der Pottwale und bahnt sich den Weg in das offene Meer. Früher oder später werden die Klumpen an einem Strand angespült oder von Fischern auf hoher See erspäht. Im „frischen“ Zustand hat Ambra eine weiße Farbe, ist noch sehr weich und riecht tatsächlich äußerst abstoßend. Nachdem die Brocken jedoch an der Meeresoberfläche mit Sauerstoff und Sonnenlicht in Kontakt gekommen sind, entwickelt sich aufgrund einer chemischen Reaktion der begehrte Geruch. Auch die Konsistenz verändert sich zu einer schwarzen, wachsartigen und zugleich zähen Masse, die den umschwärmten, samtartigen Duft verströmt.

  

Bis heute konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden, wie im Darm der Pottwale die Produktion von Ambra hervorgerufen wird. In einigen Regionen Chinas wurde Ambra daher bis vor nicht allzu langer Zeit als „das Speichelparfum der Drachen“ angesehen. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass bloß wenige Meeresgiganten die Substanz aufgrund einer Stoffwechselerkrankung bilden können. Es handelt sich dabei bloß um geschätzte fünf Prozent der gesamten Pottwal-Population. Bei der Nahrungsaufnahme werden die unverdaulichen Teile des Futters, darunter die Schnäbel und Hornkiefer von Tintenfischen und Kraken, im Ambra eingebettet. Aufgrund von Unverträglichkeiten werden diese durch Ausscheiden oder Erbrechen vom Tier abgestoßen.  

 

Aus gutem Grund werden die duftenden Fundstücke als das „Gold der Meere“ bezeichnet: Ein einziges Kilogramm des kostbaren, tierischen Ausscheidungssekrets wird gut und gerne zu Preisen von 10.000 Euro bis hin zu 33.000 Euro gehandelt. Während sich glückliche Finderinnen und Finder früher an wahrhaften Batzen von bis zu 100 Kilogramm Gewicht erfreuen konnten, ist eine derartige Ausbeute heutzutage nur noch selten aufzuspüren. Während Pottwale früher für die wertvolle Substanz gejagt wurden, stehen sie heute glücklicherweise unter Artenschutz. Dennoch werden die angespülten Ressourcen weiterhin zur Herstellung hochpreisiger Düfte verwendet. Um eine günstigere und vor allem grenzenlos erhältliche Alternative zur Hand zu haben, arbeiteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Erstellung eines synthetischen Pendants – mit Erfolg. Gegenwärtig wird natürliches Ambra von Parfümeuren daher nur noch selten verwendet und zumeist durch die synthetische Nachahmung „Ambroxan“ ersetzt. Diese verströmt – genau wie ihr Vorbild – den intensiv animalischen, salzigen und tabakartigen Duft, der seine Trägerinnen und Träger stets an dessen ursprüngliche Herkunft erinnert.

 

 

  1. Amber aus der Pflanzenwelt:

Aus dem Englischen übersetzt, lässt sich unter Amber „Bernstein“ verstehen. Das Wort „Bernstein“ hingegen wurde aus dem arabischen Raum nach Deutschland importiert und entwickelte sich aus dem Begriff „anbar“. Anbar ist ein bekannter Schmuckstein – der im eigentlichen Sinne gar kein Stein ist! Stattdessen handelt es sich um Baumharz, das sich über einen Zeitraum von bis zu 70 Millionen Jahre verhärtet hat. Genau wie das Ausscheidungssekret des Pottwals, wird auch Bernstein früher oder später an Stränden angespült. Die deutsche Nord- und Ostseeküste ist übrigens ein wahres Eldorado für alle, die sich auf die Suche nach dem kostbaren Gestein begeben möchten.

 

Die Ursprünge des pflanzlichen Ambers sind auf verschiedene Bäume zurückzuführen: Zum einen produzieren Amberbäume, auch Liquidambar genannt, ein wohlriechendes Harz namens „Styrax“. Amberbäume wachsen vornehmlich in Asien, Zentral- und Nordamerika. Ihre Bezeichnung setzt sich aus dem lateinischen „liquidus“ (zu Deutsch: flüssig) und dem arabischen Wort „anbar“ (zu Deutsch: Bernstein) zusammen. Ihr Harz, das Styrax, verströmt einen schweren, süßlichen Geruch. Diesem wird eine entspannende Wirkung nachgesagt, wodurch es nicht ausschließlich in der Parfümerie, sondern auch als Heilmittel und Räucherwerk eingesetzt wird. Ein weiterer Baum, der stets mit der Produktion von kostbarem Bernstein in Verbindung gebracht wird, ist die Gattung der uralten Föhren. Das versteinerte Harz dieser Gewächse ist gut und gerne zwischen 50 Millionen und 300 Millionen Jahre alt. Ursprünglich diente es den Föhren als Schutzschicht bei Verletzungen der Baumrinde: Das Harz verklebte „offene Wunden“, um das Gehölz vor Schimmelpilzen und Feuchtigkeit zu sichern. Im Gegensatz zur Liquidambar verströmt das gold- bis honigfarbene Harz der Föhren einen sehr wärmenden und holzigen Duft. Eine dritte Sorte Baumharz, die mit ihrer tiefbraunen Farbe hervorsticht, überzeugt mit einem balsamischen Aroma und erinnert an dezenten, lieblichen Honig. Eben diese Ambra-artige Duftnote wird aus Labdanum gewonnen, das den Pflanzenarten „Cistus ladanifer“ und „Cistus creticus“ entnommen wird.

 

Grundsätzlich vereint Amber unter ein und derselben Bezeichnung somit verschiedene Bedeutungen. Wie aber lässt sich aus dem verhärteten Bernstein eine Duftessenz extrahieren? Die Antwort lautet: Gar nicht! Dennoch hat der Duft des Baumharzes die Parfümeurwelt so sehr verzaubert, dass sie verschiedenste Versuche unternahm, um den Amber-Duft nachzuahmen. Des Rätsels Lösung brachte die wissenschaftliche Veränderung eines Hefepilzes mit sich: Dieser verströmt einen identischen Geruch zur originalen Substanz, während dessen Produktion auch noch deutlich günstiger und umweltverträglicher ist.

 

Sinnlich, herb und animalisch: Auch die synthetische Herstellung des Amber-Duftes konnte der globalen Nachfrage keinerlei Abbruch tun. Die Nuancen, die Amber luxuriösen Düften verleiht, werden auch von unseren Kundinnen und Kunden in der „Ersan Parfümerie & Duftmanufaktur“ hochgeschätzt. Um vollkommene Duftnoten zu kreieren, wird oftmals ein Hauch Vanille, Mandel oder Tabak hinzugefügt. Dennoch wissen wir, dass jeder Mensch einen individuellen Geschmack hat – und deshalb überzeugen auch unsere Düfte mit einer ebenso großen Individualität. Um Ihnen das Parfüm Ihrer Träume bereitzustellen, laden wir Sie herzlich zu einer exklusiven Dufttyp- und Profil-Analyse ein. Gönnen Sie sich an kühlen Tagen eine wärmende Umarmung der orientalischen Ambra-Nuance und sorgen Sie in Ihrem Umfeld für duftende Furore.

 

April 19, 2022 — Ersan Vardar