Exotisches Vetiver – Magie der Tropen für Körper und Geist

Ob in der Naturheilkunde, in der asiatischen Ayurveda oder in der klassischen Aromatherapie: Mit seinem kräftigen Duft konnte das aus tropischem Süßgras gewonnene Vetiver nicht nur zahlreiche Anwendungsgebiete für sich gewinnen – auch einer weitaus größeren Anzahl an Liebhabern hat das Aroma der Wurzelpflanze nachhaltig den Kopf verdreht. Der Grund: Mit seinem angenehm holzig-balsamischen Aroma akzentuiert Vetiver sowohl den maskulinen Charakter von Herrendüften als auch die feministische Anziehungskraft zarter Damendüfte.

 

Die Bezeichnung Vetiver findet ihren Ursprung in der über 3000 Jahre alten, indisch-sri-lankischen Sprache Tamil und bedeutet übersetzt “Wurzel, die ausgegraben wird”. Begleiten Sie uns auf eine geheimnisvolle Expedition in die saftig-grünen Gefilde der asiatischen Tropen. Auf der Suche nach dem gesundheitsförderlichen Duft der legendären Vetiver-Wurzel erkunden wir gemeinsam das Mysterium des sagenumwobenen Süßgrases. 

 

Unscheinbare Wurzel, einnehmender Duft – hier zählen die inneren Werte

Frankreichs Hauptstadt im Jahre 1959: Wir befinden uns mitten in der Pariser Rue de Rivoli und blicken auf das Haus mit der Nummer 42. In einer Nacht- und Nebelaktion gelingt es dem Meisterparfümeur Jean-Paul Guerlain zum ersten Mal die wertvollen ätherischen Öle der Wurzel des tropischen Süßgrases Vetiver zu extrahieren. Hand in Hand mit seinem Großvater Jacques Guerlain gewinnt er unter Zuhilfenahme der Methode der Wasserdampf-Destillation das exotische Parfümöl aus den leicht gelblichen Wurzeln des Vetivergrases. Während die Pflanze oberhalb des Erdreichs eine Höhe von 50 bis 180 Zentimeter einnehmen kann, kann das dichte und massereiche Geflecht der so wertvollen Wurzel bis zu drei Meter tief in den Boden hineinwachsen.

  

Im Jahr 1959 konnte Guerlain noch in keinem Maße erahnen, welche Erfolge das besondere Öl in der Zukunft einheimsen würde. Dennoch bewies er in vierter Generation der berühmten Parfümerie-Familie einmal mehr die Kompetenz der Guerlains, indem er das erste, völlig neuartige Vetiver-Parfüm der Geschichte auf den Markt brachte: Das grün-würzige “Guerlain's classic men's fragrances Vétiver“ galt als weltweite Innovation und veränderte nachhaltig den Markt der Düfte. Im Laufe der Zeit entwickelten sowohl Guerlain als auch einige seiner Konkurrenten zahlreiche weitere Kreationen, die zunächst bloß auf Herrendüfte beschränkt waren und sich allesamt großer Beliebtheit erfreuten. Auch der Damenwelt sollte die leicht erdige, teils holzige Note der Wurzel auf Dauer nicht verschlossen bleiben. Sprichwörtlich über Nacht mutierte die bis dahin noch belanglose Vetiver-Wurzel von einem in Europa unbekannten Niemand zum „Rising Star“ der Parfümerie-Szene.

 

Nachdem das erste Vetiver-Parfüm die Herzen aller Duftliebhaberinnen und -liebhaber im Sturm erobert hatte, dauerte es nicht lange, bis in den indischen, indonesischen und sri-lankischen Tropenwäldern akribisch nach dem exotischen Gras Ausschau gehalten wurde. Hier schätzte man das Gewächs als Heilpflanze bereits seit Jahrtausenden. Allein in Indonesien liegt die Produktion des Vetiver-Öls heutzutage bei rund 100 Tonnen pro Jahr. Aber auch außerhalb der asiatischen Gefilde wurden die Augen nach der Vetiver-Wurzel offengehalten. So bauen mittlerweile auch andere Länder, darunter Haiti, Brasilien und Paraguay, das Gewächs gezielt an, um von dessen kostbarem Öl zu profitieren. Selbst die unbearbeitete Wurzel ist weltweit begehrt und erfreut sich bei niedrigeren Produktionskosten an enormen Verkaufszahlen.

 

Ihr temperamentvoller Begleiter aus dem Flakon

Der Duft der Vetiver-Wurzel ist energiegeladen und lebendig. Mit seinem holzigen Aroma wird das Öl vornehmlich als Ingredienz für Nischenparfüms genutzt. Von einigen Expertinnen und Experten wird der Duft als stark rauchig und dunstig beschrieben, während andere Kennerinnen und Kenner erdige und beinahe schokoladige Unternoten herausriechen. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass Vetiver seine Trägerinnen und Träger mit einer exotischen, orientalischen Nuance betört. Vetiver-Wurzeln, die auf der Insel Haiti angebaut werden, sollen hingegen eine fruchtige Note verströmen, deren Aroma einer süßen Grapefruit ähnelt. So leicht und erquickend, wie der Duft entzückt, so wird er von Parfümeuren überwiegend für heiße, sonnige Sommertage empfohlen.

 

Das Aroma der ursprünglich aus Indien und Indonesien stammenden Pflanze wird aus ihren langen, schlanken und behaarten Wurzeln gewonnen. Vor der Ernte muss Vetiver mindestens 12 bis 24 Monate heranwachsen. Nachdem die kostbare Wurzel vom übrigen Gewächs getrennt wurde, wird diese vollständig getrocknet. Damit Vetiver nicht sein faszinierendes Aroma verliert, darf es während des Trocknungsprozesses nicht mit direktem Sonnenlicht oder einer großen Hitze in Berührung kommen. Genau wie durch die Parfümeur-Familie Guerlain im Jahr 1959 wird die Vetiver-Wurzel auch heutzutage noch dem Wasserdampf ausgesetzt, um dessen ätherisches Öl schonend und gewinnbringend zu destillieren.

  

Duftend, heilend und praktisch zugleich – Vetiver holt Ihnen die Tropen nach Hause

Obwohl Vetiver vor allem als beliebter Parfümbestandteil überzeugt, kann das ätherische Öl pur oder mit Trägerölen gemischt noch sehr viel mehr bewirken als nur Wohlgeruch. Das unscheinbare und bis zu 180 Zentimeter hochwachsende Vetiver unterscheidet sich im Aussehen kaum merklich von anderen Gräsern, die um es herum aus dem Dickicht sprießen. Allein die blass-gelben Wurzeln, aus denen das dickflüssige, rötliche und teilweise braune Öl gewonnen wird, lassen die Besonderheit dieser Pflanze erahnen. Erst mit dem schweren, erdigen Geruch verrät Vetivers ätherisches Öl dem Duftsuchenden seinen Wert als Rohstoff für die Parfümindustrie – sowie auch für die Naturheilkunde. So wird die heilende Wirkung des Vetivers für die Behandlung zahlreicher Beschwerden und Krankheiten eingesetzt. Das ätherische Öl der Wurzel wird in Aromatherapien verströmt, um das Gemüt zu beruhigen und den Heilungsprozess mit seiner entspannenden, erdenden Wirkung zu unterstützen. Es resultiert eine vitalisierende Erholsamkeit, die nicht nur den täglichen Herausforderungen im privaten und beruflichen Alltag vorbeugt, sondern auch stressbedingte Symptome lindert. Obwohl wissenschaftlich bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, wie ätherische Öle Ängste und Erschöpfungszustände lösen können, sind die Anwenderinnen und Anwender überzeugt. In der Naturheilkunde wird die Vetiver-Wurzel daher zur inneren Anwendung bei Depressionen, Nervosität, Traumata oder Schlafstörungen empfohlen.

 

Weiterhin wird der einzigartigen Vetiver-Wurzel eine entgiftende Wirkung nachgesagt. Das Gewächs eignet sich daher hervorragend zur Hautpflege, um bei Akne, trockener oder fettiger Haut sowie bei Irritationen und Falten die Bildung von Talk zu regulieren. Ebenso ist die stark nach Wald und Erde duftende Wurzel rund um Sri Lanka und Indien ein beliebter Bestandteil in einigen traditionellen Curry-Gerichten. Hier wärmt sie den Körper von innen und gilt als entzündungshemmende, antioxidative Zutat. Die Wurzel fängt freie Radikale und reaktive Sauerstoffspezies ab, um auf diese Weise die Zellen und Moleküle des menschlichen Körpers vor physischen Schäden zu schützen.

 

Ein weiterer, angenehmer Nebeneffekt: So verlockend der Duft des Vetiver-Öls für uns Menschen auch ist, so hält sich dessen Beliebtheit für eine andere Spezies in Grenzen. Insekten empfinden den Geruch als absolut abstoßend. Sowohl im indischen als auch im sri-lankischen Raum findet das ätherische Öl der Pflanze daher zusätzliche Erfüllung darin, Insekten von den Duftträgerinnen und -trägern fernzuhalten. Dort wird der Geruch daher unter anderem in Seifen verarbeitet, um den kleinen Plagegeistern eine eingängliche Nachricht zu hinterlassen: „Haltet euch fern!“ Aufgrund der insektenvertreibenden Wirkung ist Vetiver auch unter dem Namen „Mottenwurzel“ bekannt. Zusätzlich verrichtet der wurzelige Allrounder praktische Aufgaben an seinem jeweiligen Standort: Vetiver streckt sein Wurzelwerk bis zu 3 Meter tief ins Erdreich und hält damit die umliegenden Böden länger feucht. Außerdem erfreuen nicht nur wir Menschen uns an den entgiftenden, insektenabweisenden Eigenschaften des Vetivers, sondern auch das Gewächs selbst. Pilze, Schädlinge und Larven werden sowohl von den Feinwurzeln als auch von den stärkeren Hauptwurzeln der Pflanze ferngehalten.

 

Wohltuend, vitalisierend und unvergleichlich faszinierend: Das Aroma der Vetiver-Wurzel ist aus unterschiedlichen Gründen schon seit Jahrhunderten begehrt. Auch unsere Kundinnen und Kunden der „Ersan Parfümerie & Duftmanufaktur“ schätzen die einzigartigen Nuancen von Vetiver und können von der destillierten Wurzel aus den Tropen nicht genug bekommen. Gemeinsam mit unserem Team stellen Sie sich in einer exklusiven Dufttyp- und Profil-Analyse Ihre individuelle Parfümkomposition mit der holzig-erdigen Note des Vetivers zusammen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, Ihren neuen Signature-Duft ganz nach Ihren Wünschen zu kreieren und in die duftende Welt der Tropen einzutauchen!

April 19, 2022 — Ersan Vardar
Stichworte: Vetiver